„Überlegenheit macht einsam“ las ich irgendwann in diesem Jahr in einem Beitrag, weil es für einen Überlegenen auch einen Unterlegenen braucht. Genauso wie es für einen Sieger auch einen Verlierer benötigt. Da sich niemand gerne freiwillig auf solche „Spiele“ einlässt, bedeutet es, dass man bei jedem dieser Spiele einen Menschen aus seinem Umfeld verliert, einen Sozialkontakt verliert, weil niemand gerne weder verliert noch unterliegt.
Und gerade bei Männern steht der Wettbewerb und die Hierarchiebildung nach einem Wettbewerb ganz oben auf der „Spieleskala“. Sowohl als Schulkind im Sandkasten und natürlich auch später im Berufsleben. „Überlegenheit macht einsam“ – ein schöner Satz zum Nachdenken. Wo will ich denn überlegen sein? Warum brauche ich für mich Überlegenheit? Was macht es in mir, wenn ich jemandem überlegen bin? Muss ich eher Männern oder eher Frauen überlegen sein?
Und wieviele Kontakte gehen mir dadurch verloren? Wieviele Freunde? Wieviele Beziehungen?
In Ihrem Post beschreiben sie Überlegenheit als etwas, das man aktiv demonstriert und das man im Umkehrschluss sein lassen kann. Das trifft es aber nicht. Wir Menschen sind nicht alle gleich. Manche sind mit einem größeren Intellekt gesegnet, ander mit einem kleineren. Manche haben eine hohe Sozialkompetenz andere eine niedrige. Manche Dinge kann man durch Training und Bildung ausgleichen, andere aber nicht. Wenn jemand nun besonders reichlich gesegnet ist kann er sich natürlich entscheiden das zu demonstrieren oder es eben nicht zu demonstrieren, vielleicht sogar bewusst zu verbergen. Aber was die Einsamkeit angeht macht es keinen großen Unterschied. In erster Variante wird die Person einsam sein, weil die Menschen sich von ihr abwenden. In zweiter Variante ist sie einsam, weil sie sich niemandem so zeigt, wie sie ist. Zugespitzt dargestellt natürlich, aber doch zutreffend. Denn es gibt nur wenige Menschen, die mit einer Person eine echte Freundschaft aufbauen können, wenn diese ihnen überlegen ist. Und, selbst wenn so ein Freund sich findet, so kann sich die überlegene Person selten ganz verstanden fühlen. Was fehlt ist Austausch und Kommunikation auf Augenhöhe. Das ist Einsamkeit.