Aggression als treibende oder überdeckende Kraft

Aggression gilt ja in unserer zivilisierten Welt als verpönt. Und dennoch werden wir immer wieder mit ihr konfrontiert und oft auch erschreckt. Aggression und die darin enthaltene Wut gehören aber zu unserem – oft mühsam wohltemperierten – Leben dazu. Sind also genauso da, wie die Friedfertigkeit. Aggression ist für mich nichts Schlimmes. Sondern einfach nur Energie, die in mir ist. Und ich mir überlegen sollte, wie ich denn genau mit dieser Energie umgehen möchte. Lass ich sie ungefiltert raus (passender oder unpassender Zeitpunkt). Oder nutze ich sie doch eher zielgerichtet als Kraft, um Dinge zu erreichen, die ich mir vorgenommen habe? Da sind wir mal wieder beim Thema: Bewusster Umgang mit meinen Kräften und Empfindungen.

Hinter jeder Wut ist auch Trauer versteckt

Immer dann, wenn ich bei mir die ungehemmte, ungelenkte Aggression bemerke, habe ich eine Chance. Die Chance, da hin zu schauen, was mich gerade denn so wütend macht. Und das Thema ist oft mit Trauer verbunden. Trauer darüber, dass ich enttäuscht wurde. Oder etwas nicht erhalten habe, was ich gerne wollte. In der männlichen Ausprägung kann Aggression (Sarkasmus und Zynismus gehören für mich auch dazu) auf eine latente Depression hinweisen. Und/oder auf ein zu viel an Stress. Bei Frauen ist die Aggression gerne gegen sich selbst gerichtet. Nur nicht “den kleinen Drachen” nach außen speien lassen.

Wie geschrieben, es geht nicht um die zwei bis vier Spontan-Tourette`s pro Jahr, sondern um die permanente Anwesenheit von Wut und Aggression. Wenn Sie jetzt mit dem Begriff Trauer nicht umgehen können, auch nicht schlimm. Vielleicht beginnen Sie sich einfach Notizen zu machen. Ein kleines Wut-Tagebuch: Wann bin ich denn wütend, was macht mich wütend, wer regt mich auf? Und nicht nach den Gründen fragen im ersten Schritt. Einfach aufschreiben, wann genau Ihre Temperatur denn so ansteigt im Laufe von ein, zwei Wochen. Damit Sie für sich einen Grundpegel bestimmen können, mit dem Sie unterwegs sind. Wenn Ihnen da nichts einfällt, vielleicht bitten Sie Ihren Partner, Ihnen dabei zu helfen.

Und in einem zweiten Schritt kann es dann dahin gehen, zu jeder Wut-Situation auch die Auslöser zu finden. Um dann im dritten Schritt noch eine Stufe tiefer zu gehen. Zwiebelschalen-Modell eben. Ganz langsam, ganz vorsichtig. Ein Schritt nach dem anderen. Ich freue mich auf Ihre Wut-Erfahrungen!

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